Die Sandhasen von Ober-Nalb

Der Name Nalb geht auf eine urkundliche Erwähnung des Jahres 1083 zurück, dort heißt es Parrochiam ad Naliub (Pfarre bei Nalb, damals wohl nur Unter-Nalb). Über die tatsächliche Bedeutung gibt es keine einhellige Meinung. Ober-Nalb war offenbar „immer schon“ ausgesprochenes Weinbaugebiet, ein Spruch legt dies auch nahe: „In Ober-Nalb die Weingärten – in Unter-Nalb das Feld – in der Retzer Sparkassa das Geld“. Während die Kellergasse Urteln zwischen Ober-Nalb und Unter-Nalb ausschließlich der Weinproduktion und -lagerung diente, so waren einige große Keller in der Markersdorferstraße zunächst ausschließlich zur Sandgewinnung gegraben worden. Die allermeisten Keller hier sind nicht gewölbt, sondern verdanken den Halt nur dem festgepressten Sand.


Der Begriff Sandhasen ist wohl bezeichnend für das Meeressandvorkommen, weißer Sand von einem 0,2 bis 0,5 mm Korndurchmesser. Die Körnchen bestehen größtenteils aus Quarz. Die vom Granit stammenden restlichen Bestandteile Feldspat und Glimmer sind recht spärlich vertreten. Diese Keller waren eigentlich dem Bergbau zuzuordnen, deren Höhlensysteme sind auch heute noch erhalten. Gänge in teils mehreren Etagen, so hoch, daß ein Lastwagen darin Platz hätte. Diese Gänge wurden händisch während der Winterszeit herausgehackt, aus purem weißem zusammengepresstem Sand.  Während der Nachkriegszeit wurden vornehmlich Mädchen in den Labyrinth Gängen vor den Russen versteckt, diese wagten sich offenbar nicht in die dunklen unterirdischen Gänge. 





Nach der Frage der Entstehung dieser Keller gibt es leider keine verlässlichen Quellen. Schriftlich war so gut wie nichts zu finden, weder im Stadtarchiv Retz noch in der Kirchenchronik, auch die älteren Dorfbewohner konnten keine verlässlichen Angaben machen. So kann man nur mutmaßen: wie in der Gesamtregion boomte wohl nach der Liberalisierung des Weinbaus durch Joseph II. (1780-1790) die Anlage der Keller im 18.Jahrhundert, Bauern konnten nun unabhängig selbstständig Wein lagern und handeln. Die Marienfigur samt Inschrift am oberen Ende der Markersdorfer Kellergasse trägt die Jahreszahl 1781 und könnte somit Indiz sein für den Zeitraum der Kellererrichtung. Jahreszahlen bei oder in den Kellern konnten keine festgestellt werden, welche auf die ursprüngliche Entstehung deuten würden. Eine Ausnahme diesbezüglich sind Jahreszahlen im Schredl Keller, wobei die Echtheit zu hinterfragen ist.